Aktualisiert am 23. Juni 2021
Am 22. Juni 1941 überfiel die deutsche Wehrmacht die Sowjetunion.
Der Krieg war als Eroberungskrieg im Osten und als Unterwerfungs- und Vernichtungsfeldzug gegen den Bolschewismus und gegen die angeblichen slawischen Untermenschen gerichtet.
Vorsichtige Schätzungen beziffern die Zahl der Toten auf Seiten der Sowjetunion auf 27 Millionen. Der kleinere Teil nur entfällt auf getötete Soldaten, etwa 14 Millionen der Opfer waren Zivilisten:
Dörfer wurden vernichtet und verbrannt, die Wehrmachtssoldaten bemächtigten sich der Vorräte an Lebensmitteln und Heizmaterial, schlachteten und verzehrten das Vieh. Menschen verhungerten, erfroren oder fielen Massakern zum Opfer.
Gehört es zum Wesen des Krieges, das Kombattanten getötet werden, so ist das Töten von Zivilpersonen (wie auch gefangener Kombattanten) auch kriegsrechtlich illegal und stellt ein Kriegsverbrechen dar.
Eine der teuflischsten Vernichtungsvorhaben betraf die Stadt Leningrad (ehemals und heute wieder St. Petersburg):
Sie wurde zwischen dem 8. September 1941 und dem 27. Januar 1944 insgesamt 871 Tage lang belagert. Man schnitt die Stadt systematisch von jeglicher Versorgung ab, mit dem Ergebnis, das über eine Million ihrer Bewohner*innen an Hunger und Kälte starben.
Die zugrunde liegende rassistische Ideologie vom „slawischen Untermenschen“, die Grausamkeit und der gewaltige Umfang des ethnischen Vernichtungszuges – allein 14 Millionen Zivilisten – gegen die Menschen der Sowjetunion lassen es als angemessen erscheinen, dieses Verbrechen als einen zweiten "Holocaust" zu bezeichnen!
Deutschland stellt sich, völlig richtigerweise, seiner historischen Verantwortung für die Vernichtung von Millionen Jüd*innen. Es stellt sich nicht seiner Verantwortung für die Millionen ausgelöschter Leben unter den Bürger*innen der damaligen Sowjetunion.
Dem Nachfolgestaat Russland werden ohne Begründung Angriffsabsichten auf westliche Länder unterstellt. Russland wird mit Aufrüstung und immer neuen, immer weiter ausgreifenden Militärmanövern bedroht.
Mag man sich vorstellen, wie russische Menschen, deren Eltern und Großeltern den von Deutschland geführten Krieg erlebt haben, die heutige Situation, die stete Unterstellung russischer Angriffsabsichten, erleben?
Wir setzen dagegen: Russland ist unser Nachbar, nicht unser Feind. Das heißt nicht, dass wir jegliches politisches Handeln Russlands begrüßen oder uns zu eigen machen müssen. – Das Propagieren von Feindbildern und das aktive Bedrohen durch Demonstrieren militärischer Stärke hingegen ist unanständig, geschichtsvergessen und gefährlich. – Schluss damit.
GEGEN DAS VERGESSEN
Dienstag, 22. Juni 2021, 17 Uhr
Treffen am Gedenkstein für die verschleppten Kriegsgefangenen an der Westfalenhalle Dortmund, Messezentrum, Eingang Nord
Initiiert vom Förderverein Gedenkstätte Steinwache-Internationales Rombergpark-Komitee e.V.
Mittwoch, 30. Juni 2021, 16 Uhr
Ecke Kampstraße / Katharinenstraße
Mahnwache des Dortmunder Friedensforums